Was hat E-Learning mit Hard-Rock zu tun? Zugegeben: Nicht viel. Aber hinter KISS steckt mehr als nur eine amerikanische Hard-Rock-Band! KISS beschreibt auch ein Prinzip, das uns in vielen Bereichen unseres Arbeitsalltags begleitet: zum Beispiel im Marketing, im Design und im Projektmanagement. Und im E-Learning beispielsweise bei der Aufarbeitung von Inhalten und der Entwicklung von Screendesigns. Was KISS genau bedeutet, wie wir das Prinzip anwenden und was Albert Einstein damit zu tun hat, erzähle ich Ihnen in diesem Blogbeitrag
Autorin: Simone Pauli; Senior Beraterin, Projektleiterin, Mitglied der Geschäftsleitung
Datum: 19. Juni 2023
Lesedauer: 4 Minuten
KISS ist ein Akronym, also ein Kurzwort, das aus den Anfangsbuchstaben mehrerer Wörter gebildet wird: «Keep it simple and stupid». Das bedeutet zu Deutsch in etwa: «Halte es so einfach wie möglich» (sinngemäss).
Das KISS-Prinzip soll von Clarence Johnson geprägt sein, einem Ingenieur, der in der Forschungs- und Konstruktionsabteilung eines Flugzeugbauers tätig war. Die einfache Problemlösung war ihm ein grosses Anliegen. Das verdeutlicht auch diese Anekdote: Johnson stellte einer Gruppe von Ingenieuren die Aufgabe, ein Düsentriebwerk zu entwerfen, das von einem Mechaniker repariert werden kann, der sich im Krieg befindet. Dazu stellte er ihnen nur bestimmte Werkzeuge zur Verfügung. Den Ingenieuren blieb nichts anderes übrig, als ein sehr simples Triebwerk zu bauen.
Johnson baute mit seinem Team viele revolutionäre Flugzeuge. Das wohl revolutionärste war die SR-71 Blackbird. Sie war fünfzig Jahre nach ihrem ersten Flug noch immer das schnellste Flugzeug der Welt (Quelle).
Gemäss KISS ist für ein Problem eine möglichst einfache Lösung anzustreben. Und das macht Sinn: Wer will schon kompliziert, wenn’s einfach geht?
Das KISS-Prinzip begegnet uns tagtäglich in verschiedenen Lebensbereichen und lässt sich auf ganz unterschiedliche Situationen anwenden. Einen besonderen Stellenwert nimmt KISS zum Beispiel im Marketing und der Kommunikation ein. Gerade hier geht es darum, möglichst viele Menschen mit einer möglichst einfachen, kurzen Botschaft zu erreichen. Man denke zum Beispiel an die Schadensskizzen der Mobiliar (Quelle) oder an Coop mit dem Slogan «Taten statt Worte».
Auch in unserem E-Learning-Alltag gilt: Je einfacher, desto besser. In vielen Bereichen arbeiten wir nach dem KISS-Prinzip. So zum Beispiel bei der inhaltlichen Konzipierung und der grafischen Umsetzung von Videos und Web-based Trainings (WBTs).
Vor allem bei der Strukturierung und Vermittlung der Inhalte nehmen wir uns das KISS-Prinzip zu Herzen.
Haben Sie schon mal gesehen, wie ein Haus ohne Fundament gebaut wurde? Natürlich nicht, und das hat auch gute Gründe. Ohne die richtigen Grundlagen sind gewisse Dinge nicht machbar. Das gilt auch, wenn es um die Strukturierung von Lerninhalten geht. Und über die Jahre hat sich da ein Fundament herauskristallisiert, das sich auf eine Bandbreite an Lerninhalten anwenden lässt.
So steht zum Beispiel zu Beginn der meisten Lernprogramme ein Einleitungskapitel. In diesem geht es darum, den Teilnehmenden das Thema näherzubringen, ihnen dessen Relevanz für den Arbeitsalltag aufzuzeigen und ihnen zu sagen, was sie aus dem Lernprogramm mitnehmen können.
In einer Kapitelübersicht sehen die Nutzer:innen auf einen Blick, wie das Lernprogramm aufgebaut ist und in welcher Reihenfolge sie die verschiedenen Kapitel bearbeiten sollen. Natürlich gibt es auch Themen, bei denen die genaue Abfolge der Kapitel offen gelassen werden kann.
Das Fundament und der Rohbau, die Grundstruktur und die einzelnen Kapitel, sind nun also gelegt. Die Strukturierung der Inhalte ist damit aber noch nicht abgeschlossen. Um den Bogen zurück zum Haus zu spannen: Sie ziehen ja auch nicht in einen Rohbau ein. Deshalb geht’s jetzt an den Innenausbau. Für die einzelnen Themenschwerpunkte kondensieren wir die Inhalte: Was ist die Hauptaussage? Welche Informationen sind relevant und helfen, das Thema zu verstehen? Schritt für Schritt entsteht so eine Inhaltsstruktur. Es gilt: So kurz wie möglich, so lang wie nötig.
Ein weiser Mann mit Namen Albert Einstein hat einmal gesagt: «Wenn du es nicht einfach erklären kannst, hast du es nicht gut genug verstanden.» Wie recht er damit hat! Nicht ohne Grund ist das auch einer unserer Grundsätze, wenn es um die Formulierung der Inhalte geht.
Die Inhalte eines WBTs werden massgeblich von der Sprache beeinflusst. Es ist niemandem geholfen, wenn er oder sie zwar liest, aber nichts versteht. Aus diesem Grund ist KISS auch ein wichtiger Ansatz, wenn es um das Formulieren der Texte für unsere WBTs, interaktiven Videos oder Erklärvideos geht.
Was denken Sie, was die folgenden Sätze bedeuten könnten?
Haben Sie irgendeine Ahnung? Nicht? Gar nicht schlimm – erstens löse ich gleich auf, zweitens hatte ich ehrlich gesagt auch keine Ahnung. Die beiden Sätze sind voller Fremdwörter und sprechen eine Sprache, die wohl nur wenige von uns kennen.
Also: Es wäre wohl adäquat, den Usus heterogener Termini zu minimieren, oder? Einfacher gesagt: Es wäre wohl angebracht, weniger Fremdwörter zu verwenden.
Weitere Tipps rund um das Verfassen von verständlichen Texten hat René Oberholzer in diesem Beitrag festgehalten.
Die richtige Farbwahl, eine einheitliche Bildsprache, eine weboptimierte Schrift, eine intuitive Navigation, ein roter Faden im Layout und eine ausgewogene Mischung aus Text und Bild helfen, die häufigsten Fehler bei der Gestaltung eines Lernprogramms zu vermeiden.
Es gibt noch weitere Tipps, die Sie beim Screendesign – ganz im Sinne von KISS – berücksichtigen können:
Für die Gestaltung eines Screendesigns können Sie sich an beliebten Apps oder Websites orientieren. Wichtig ist, dass Sie die Nutzer:innen auch mit der Gestaltung des Lernprogramms sofort ins Boot holen – ein ansprechendes Design ist schon die halbe Miete!
Weitere Beispiele finden Sie im Projektportfolio.
KISS lehrt uns viel und unterstützt uns bei der Produktion von E-Learning Content. Wir sind überzeugt, dass gerade die Aussensicht bei KISS sehr wertvoll ist: Unsere Auftraggeber:innen sind Expertinnen und Experten auf ihrem Gebiet. Sie wissen bestens Bescheid über ein Thema und kennen alle Details. Und hier liegt auch eine Schwierigkeit: Je mehr wir über ein Themengebiet wissen, desto schwerer fällt es uns, die Komplexität zu reduzieren.
Hier kommt Somedia Learning ins Spiel: Unsere Aufgabe ist es, die wichtigsten Informationen herauszufiltern, zu gliedern und verständlich zu präsentieren (didaktisch und visuell). Aus diesem Grund ist es unumgänglich, dass auch wir das Thema verstehen – ganz im Sinne von Albert Einstein. Zur verständlichen Präsentation von Lerninhalten bietet sich übrigens auch das Erzählen von Geschichten an – auch hierzu haben wir bereits einen Beitrag verfasst.
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