Fragen richtig einsetzen

Einen guten Teil der Interaktivität in digitalen Lernmedien machen Fragen aus. Sie können didaktisch vielfältig eingesetzt werden. Es gilt aber, Stolpersteine bei deren Einsatz zu vermeiden. 
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Autor: René Oberholzer; Konzepter, Autor, Projektleiter
Datum: 5. April 2023
Lesedauer: 2 Minuten

4 Möglichkeiten Fragen zweckgerecht und lernwirksam einsetzen

E-Learning-Autorensyteme wie z. B. Articulate 360 bieten eine Bibliothek von Fragetypen. Je nach Einsatzzeitpunkt können sie unterschiedliche didaktische Funktionen erfüllen.

1. Verständnis­fragen

Mit Verständnisfragen prüfen User:innen gleich nach einer Vermittlungsphase:

Habe ich ein Prinzip oder einen Sachverhalt verstanden?

Es soll hier nicht um blosses Wiedererkennen einer richtigen Formulierung gehen. Deshalb verpacken wir das Prinzip meist in eine andere Darstellungsform und bitten die User:innen zum Beispiel, eine Grafik korrekt zu ergänzen:

Verständnisfragen richtig eingesetzt

Beispiel, bei welchem die User:innen ihr Verständnis in einer Zuordnungsaufgabe prüfen können

2. Übungsfragen

Mit Übungsfragen prüfen User:innen:

Kann ich ein verstandenes Prinzip rasch und sicher auf unterschiedliche, aber ähnlich strukturierte Sachverhalte anwenden?

Solche Fragen helfen, ein Grundprinzip dauerhaft im Gedächtnis zu verankern. Die Übungssituationen können dabei so komplex ausfallen wie im realen Arbeitsleben. Deshalb sind Übungsfragen häufig in Fallbeispiele eingebettet

Übungsfragen im Lernkontext

Fallbeispiel, in dem eine vorher vermittelte Regel angewendet werden muss

3. Quiz- und Testfragen

Quiz- und Testfragen haben eine Gemeinsamkeit: Sie folgen nicht unmittelbar auf die Vermittlung. Darüber hinaus werden sie aber unterschiedlich eingesetzt. Sie können einerseits am Anfang einer Lerneinheit stehen und erlaubt dann eine Selbstüberprüfung und – je nach Ergebnis – eine Fokussierung auf bestimmte Lerninhalte.

Wie gut ist mein Vorwissen zum Thema? Wo habe ich noch Schwächen?

Oder sie werden an einem Kapitelende oder am Ende einer Lerneinheit absolviert. Auch hier dienen sie einer Selbstüberprüfung, aber eher mit spielerischem Charakter:

Wie gut kann ich die Inhalte aus dem Lernangebot auch mit zeitlichem Abstand noch abrufen?

4. Lerntests

Klassische Lerntests stehen dagegen stets am Schluss einer Lerneinheit und beantworten die Frage:

Beherrsche ich die Inhalte genügend gut, um eine vorgegebenes Kriterium (z. B. eine Punktzahl) zu erreichen?

Oft können User:innen mit einem bestandenen Test ein Zertifikat erlangen. Scharfe Abschlusstests haben deshalb ein Punkteschema und ein Bestehenskriterium, manchmal auch ein Zeitlimit. Im Gegensatz zum Quiz wird hier also eine Mindestleistung verlangt.

Lernfragen richtig angewendet

Eine Auswertungsseite. Gefordert waren mindestens 4 von 5 möglichen Punkten.

Feedbacks: Wann und wie sind sie sinnvoll?

Verbale Feedbacks sind vor allem in Verständnis- und Übungsfragen sinnvoll. Bei Ersteren erläutern sie den Grund, warum eine gegebene Antwort falsch war, oder geben bei einer richtigen Antwort neben der Bestätigung noch weiterführende Informationen. Bei Übungsfragen geben Falsch-Feedbacks Tipps, wie man auf die richtige Lösung kommt – ohne diese explizit zu nennen.

Wann im Lernprozess ist ein Feedback sinnvoll?

Feedback in Form einer Erläuterung, warum die Antwort falsch war.

Stolpersteine

Die Erstellung lernwirksamer Fragen, die User:innen weder über- noch unterfordern, setzen etwas Hirnschmalz voraus. Hier einige Regeln, um die beliebtesten Stolpersteine zu umgehen:

  • Fragen müssen einen Bezug zu den Lernzielen haben, andernfalls tragen sie nicht zum beabsichtigten Lernerfolg bei und wirken irrelevant.
  • User:innen müssen richtige Antworten mit Hilfe des Lernangebots erschliessen können. Fragen, die ungenanntes Hintergrundwissen voraussetzen, sind für User:innen frustrierend.
  • Bei Multiple-Choice-Formaten neigen Sachverständige dazu, richtige Antworten am ausführlichsten zu formulieren, während falsche Antwortoptionen oft unplausibel klingen. Das macht die richtige Wahl auch für unwissende User:innen zu einfach. Optimalerweise sind alle Antworten ähnlich lang und die falschenklingen für User:innen ohne genaues Wissen ebenfalls plausibel.
  • Bei Lückentexten gilt es zu vermeiden, dass schon die Satzstellung oder ein Artikel auf das richtige Lösungswort hindeuten.
  • Erlaubt ein Autorensystem bei Drag & Drop-Aufgaben nur eindeutige Zuordnungen, so darf es bei den Zieh-Objekten keine Mehrdeutigkeit geben.
  • Bei Freitext-Aufgaben muss die gewünschte Schreibweise genau definiert sein. Für User:innen ist es frustrierend, wenn prinzipiell richtige Lösungen aufgrund einer alternativen Schreibweise nicht akzeptiert werden.
Die Stolpersteine von lernwirksamen Fragen

Welche Antwort wählen wohl User:innen, die keine Ahnung von Datenschutz haben?

Der gemeinsame Nenner

Je nach Verwendungszweck achten wir beim Erstellen der Fragen auf unterschiedliche Aspekte. Allen gemeinsam sind diese Faustregeln: Gute E-Learning-Fragen sind lernzielbezogen, mit dem vorhandenen Inhalt der Lerneinheit lösbar, klar verständlich, aber nicht zu einfach.

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