Berner Modell und  Bedarfsermittlung

«Ich benötige ein Online-Training – wie viel kostet das?». Mit dieser Frage werden wir häufig konfrontiert. Ihre Beantwortung ist gar nicht so einfach, denn sie ist von vielen Faktoren abhängig. Welche Performanz soll erreicht werden? Wie viel Wissen soll vermittelt werden? Welche Medien sollen eingebunden werden? Die Antwort auf diese und weiterer Fragen hilft uns, einen Rahmen für das Projekt abstecken zu können und anhand diesem eine Kostenschätzung resp. eine Offerte zu erstellen. In diesem Blogbeitrag erzähle ich Ihnen, welche Informationen wir in der Bedarfsermittlung erfassen und was das «Berner Modell» damit zu tun hat.

somedia learning simone pauli

Autorin: Simone Pauli; Senior Beraterin, Projektleiterin, Mitglied der Geschäftsleitung
Datum: 5. Mai 2023
Lesedauer: 6 Minuten

Von den Ressourcen zur Performanz

Im Zentrum jeder Lernmassnahme sollten zwei Dinge stehen: die Lerninhalte und die Lernenden. Wenn es um die Lerninhalte geht, greifen wir auf das Berner Modell zurück. Es ist ein didaktisches Planungsmodell, das sich nicht an den Lernzielen, sondern an den zu entwickelnden Kompetenzen orientiert. Mithilfe dieser Kompetenzen erreichen die Lernenden schliesslich eine bestimmte Performanz. 

Ressourcen Kompetenz Berner Modell

Performanz meint das Verhalten in der Praxis, das durch die Lerneinheit ermöglicht werden soll. Um dieses Verhalten an den Tag zu legen, braucht der Lernende unterschiedliche Kompetenzen. Sprich: Um eine bestimmte Situation in der Praxis auch wirklich meistern zu können, muss der Lernende in genau dieser Situation die dafür richtigen Ressourcen mobilisieren können. Dieses Ressourcen beziehen sich auf die vier Bereiche Kenntnisse, Fertigkeiten, Haltung und externe Ressourcen.

Kompetenzenmodell Blog Somedia Learning

Die Ausgangslage für die Lernmassnahme bilden also jene Ressourcen, die sich der Lernende aneignen muss, um ein Verhalten in der Praxis anzuwenden.

Vom Berner Modell zur Bedarfsermittlung 

Das Berner Modell bildet die Grundlage für unsere Bedarfsermittlung. Wir haben daraus zentrale Punkte abgeleitet und gepaart mit unserer jahrelangen Erfahrung einen Fragenkatalog erstellt. Zentral sind wie bereits erwähnt die Themen und die Zielgruppe der Lerneinheit. 

Teil 1: Lernbedarf und Zielgruppe

Im ersten Schritt geht es darum, die Themen der Lerneinheit zu eruieren:

  • Welche Performanz der Lernenden wird angestrebt?
  • Über welche Kompetenzen sollen die Lernenden nach der (digitalen) Lernmassnahme verfügen?
  • Welche Lernziele sollen die Lernenden erreichen?
  • Wie kann bzw. soll überprüft werden, ob die Lernziele erreicht wurden?

Im zweiten Schritt geht es darum, die Zielgruppe zu definieren:

  • Wie gross ist die Zielgruppe?
  • Haben die Lernenden bereits Vorkenntnisse in Bezug auf das zu vermittelnde Thema?
  • Welche Informationen gibt es zum Bildungsstand und den Sprachkenntnissen der Zielgruppe?
  • Wie technisch versiert sind die Lernenden?

 

Wir bieten keine vorgefertigten Standard-Schulungen an, sondern erarbeiten Themen unternehmensspezifisch. Daher ist es für uns wichtig zu wissen, ob es bereits bestehende Schulungsunterlagen zum Thema gibt, oder ob wir die Inhalte selbst erarbeiten müssen. Damit möchten wir die folgenden beiden Fragen beantworten:

  • Wie viel konzeptionelle Arbeit wurde für die Lerneinheit bereits geleistet? 
  • In welcher Form sind die zu schulenden Unterlagen vorhanden?

Teil 2: Rahmenbedingungen definieren

Wie ein schönes Bild einen passenden Bilderrahmen braucht, braucht auch das Thema einer Lerneinheit einen passenden Rahmen. Diesem widmet sich der zweite Teil unserer Bedarfsermittlung. Konkret geht es darum, die folgenden Punkte zu definieren:

  • Lernszenario: Das Einsatzszenario der Lerneinheit muss definiert werden. Soll das E-Learning Modul als Vor- oder Nachbereitung zu einer Präsenzschulung dienen (im Sinne eines Blended Learning Ansatzes) oder soll für sich alleine stehen?
  • Dauer: Wie lange soll die Lerneinheit maximal dauern? Wie viel Zeit wird benötigt, um die Lerninhalte zu vermitteln?
  • Format: Wie sollen die Inhalte aufbereitet werden? Hier gibt es verschiedene Möglichkeiten wie z. B. ein Web Based Training, ein Webinar, eine WebApp, ein Online-Seminar, ein Erklärvideo oder ein interaktives Video.
  • Zielgerät: Auf welchen Zielgeräten muss die Lerneinheit abgespielt werden können? Hier macht es Sinn, sich zu überlegen, zu welchen technischen Geräten die Lernenden am ehesten Zugang haben: Handy, Tablet, Laptop?
  • Technische Restriktionen / Vorgaben: Gibt es Restriktionen oder Vorgaben bzgl. IT?
  • Verbreitung: Wie wird die Lerneinheit verbreitet? Wie du bestimmt aus anderen Blogbeiträgen von uns bereits informiert bist, können E-Learning Module über verschiedene Kanäle bereitgestellt werden, z. B. via Learning Management System, via Website oder per Mail.
  • Bildungscontrolling: Muss nachvollzogen werden können, wer die Lerneinheit absolviert hat? Findet eine Lernerfolgskontrolle statt, deren Resultate getrackt werden müssen? Kommt dem Bildungscontrolling eine wichtige Rolle zu, so kommt man nicht um den Einsatz einer Lernplattform (LMS) herum.

Teil 3: Die Umsetzung

Ganz am Ende unserer Bedarfsermittlung steht die dritte Themengruppe, die Umsetzung. Sie ist aber nicht weniger wichtig als die beiden vorangehenden Themen. Bei diesem Teil der Bedarfsermittlung geht es um die Klärung der folgenden Punkte:

  • Gestaltung: Gibt es Vorstellungen, Vorgaben oder Wünsche bzgl. Gestaltung? Dazu zählen z. B. Benutzeroberfläche, Farben, Formen, Schriften und Bildsprache. 
  • Nachträgliche Änderungen: Soll die Lerneinheit ohne grossen Aufwand anpassbar sein? Sollen Anpassungen sogar intern vorgenommen werden können?
  • Off-Stimme: Soll die Lerneinheit durch eine Off-Stimme begleitet werden? Falls ja: Braucht es zusätzlich zur Ton-Version eine Tonlos-Version?
  • Sprachen: In welchen Sprachen soll die Lerneinheit realisiert werden?
  • Go-Life: Wann muss die Lerneinheit zur Verfügung stehen? Gibt es Vorstellungen, Vorgaben oder Wünsche zur Roadmap bzw. zum Projektablauf?
  • Budget: Können Angaben zum Budget gemacht werden?

Natürlich ist in der Bedarfsermittlung auch Platz für sonstige Bemerkungen – ganz egal, zu welchem der drei Teile. 

Ihre Bedürfnisse – unsere Ausgangslage 

Die Bedarfsanalyse ist sehr umfassend und oft hat der Auftraggeber noch nicht alle Punkte klar vor Augen. Im Gespräch finden wir dann gemeinsam heraus, wie die Bedürfnisse sind und wie dementsprechend die Antwort auf die Frage lauten könnte. Nach der Bedarfsermittlung erstellen wir eine Offerte, damit die Frage nach den Kosten eingegrenzt werden kann. 

Übrigens erstellen wir unsere Offerten nach dem «Baukastensystem» – so ist genau sichtbar, was wie viel kostet. Nicht benötigte Elemente können problemlos gestrichen werden.

Kontakt

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