Wir lesen die Grafik von unten nach oben.
Sachinformation erhalten wir normalerweise über zwei Kanäle. Als Text, das ist in der Grafik der linke Kanal. Oder in Bildform, das ist der rechte Kanal.
Nun gehen wir Richtung ersten Stock der Grafik. Beide Informationsarten werden von unseren Sinnesorganen in die Sprache unserer Nervenzellen übersetzt. Eine solche innere Abbildung einer Wahrnehmung nennt man Repräsentation.
Unser Gehirn organisiert dann das Gehörte oder Gesehene in vertraute Einheiten: in Wörter beim Text und in Formen bei Bildern. Jetzt befinden wir uns im ersten Stock der Grafik.
Damit hat die Wahrnehmung aber noch keine Bedeutung. Diese bekommen die Bewusstseinsinhalte auf dem Weg in den zweiten Stock.
Schauen wir uns zuerst wieder den Textkanal an. Wir haben Vorwissen über die Struktur der Sprache und die Bedeutung von Wortmarken. Damit interpretieren wir die Abfolge von Wörtern oder Sprachlauten. Das Ergebnis könnte man als eine Menge von «kleinstmöglichen Aussagen» bezeichnen. Fachleute verwenden dafür den Begriff «Proposition». Ein Text, den wir verstanden haben, besteht aus vielen solchen Propositionen.
Ähnliches geschieht auf der rechten Seite, hier aber in bildlicher Form. Auch die bildlichen Repräsentationen verstehen wir erst, wenn wir sie durch Vorwissen mit Bedeutung versehen. Was in unserem Gehirn entsteht, ist aber keine genaue Kopie des Gesehenen. Es ist eher eine vage, schemenhafte Abbildung. Wir sprechen von einem «mentalen Modell». Schliessen Sie die Augen, und stellen Sie sich die Grafik vor, die wir gerade besprechen. Was Sie erleben, ist Ihr mentales Modell.
Das Grossartige ist nun, dass die Hirnregionen, die für sprachliche und bildliche Verarbeitung zuständig sind, miteinander sprechen können. Wenn Sie ein spannendes Buch lesen, entstehen in Ihrer Vorstellung Bilder – mentale Modelle. Würde man Sie auffordern, diese zu zeichnen, würden Sie auf der rechten Seite der Grafik wieder ins Parterre hinuntergehen.
Man könnte Sie an einer Prüfung aber auch bitten, einen Prozess zu beschreiben, den Sie sich als Grafik eingeprägt haben. Dann inspizieren Sie mit dem geistigen Auge Ihr mentales Modell, übersetzen es in Propositionen und diese wiederum in Text. Sie gehen also auf der linken Seite ins Parterre.