6 Gründe, wieso Sie Audios in WBTs einsetzen sollten

Als E-Learning-Anbieterin aus der Schweiz ist Qualität unser oberstes Gebot. Dazu zählt auch der gezielte Einsatz von Audios in unseren digitalen Lernangeboten. Erzählstimmen machen Web-based Trainings (WBTs) lebendiger und abwechslungsreicher – und es gibt noch viel mehr Gründe, Sprechtext auch ausserhalb von Videos einzusetzen. In diesem Beitrag erfahren Sie mehr über die Vorteile der Verwendung von Audios in WBTs.

somedia learning rene oberholzer

Autor: René Oberholzer; Konzepter, Autor, Projektleiter
Datum: 2. Februar 2024
Lesedauer: 4 Minuten

Die Kraft der Stimme

Der Klang einer Stimme hat die einzigartige Fähigkeit, Informationen lebendig werden zu lassen. Eine Stimme kann fesseln – und helfen, dass Informationen besser aufgenommen werden.

Diesen Effekt nutzen wir auch für unsere WBTs. Schauen wir genauer hin, welche sechs Vorteile Audios haben:

1. Audio bindet Aufmerksamkeit

Genauso wie Bilder sind auch auditive Reize Aufmerksamkeitsfänger, denn sie bedienen einen unserer natürlichen Aufnahmekanäle. Diese Macht können wir nutzen – z. B. bei der Begrüssung und Verabschiedung der Nutzer:innen, beim Einstieg in ein neues Thema, für die Dramaturgie in Szenarien oder bei der Vermittlung von Kernbegriffen.

Beispiele:

Direkte Ansprache des Publikums:

 

Auftakt zu einer Geschichte:

2. Entlastung des visuellen Kanals

Die Kombination von Text und Bild ist ein Grundmerkmal der meisten Web-based Trainings. Doch sobald das Bildmaterial komplex wird und einen Teil der Inhaltsvermittlung darstellt (z. B. Grafiken, Diagramme), stehen wir vor einem methodischen Problem: In der Regel enthalten erklärende Bilder nicht die ganze Information. Es wird erwartet, dass die Nutzer:innen den Begleittext dazu lesen. Sie müssen also ihren Aufmerksamkeitsfokus dauernd zwischen Text und Bild verschieben.

Eine erläuternde Tonspur löst dieses Problem: Sie entlastet den visuellen Kanal, weil die Augen beim Bild bleiben können.

Ein Beispiel:

Nehmen wir an, in einem WBT wird diese Grafik erklärt:

Somedia Learning Blog Model von Schnotz & Bannert

Modell des Text- und Bildverstehens (Quelle: Schnotz & Bannert (2003))

Welche Art der Vermittlung wäre Ihnen lieber?

Variante 1:

Der ganze Begleittext in schriftlicher Form vor oder nach der Grafik.

Wir lesen die Grafik von unten nach oben.

Sachinformation erhalten wir normalerweise über zwei Kanäle. Als Text, das ist in der Grafik der linke Kanal. Oder in Bildform, das ist der rechte Kanal.

Nun gehen wir Richtung ersten Stock der Grafik. Beide Informationsarten werden von unseren Sinnesorganen in die Sprache unserer Nervenzellen übersetzt. Eine solche innere Abbildung einer Wahrnehmung nennt man Repräsentation.

Unser Gehirn organisiert dann das Gehörte oder Gesehene in vertraute Einheiten: in Wörter beim Text und in Formen bei Bildern. Jetzt befinden wir uns im ersten Stock der Grafik.

Damit hat die Wahrnehmung aber noch keine Bedeutung. Diese bekommen die Bewusstseinsinhalte auf dem Weg in den zweiten Stock.

Schauen wir uns zuerst wieder den Textkanal an. Wir haben Vorwissen über die Struktur der Sprache und die Bedeutung von Wortmarken. Damit interpretieren wir die Abfolge von Wörtern oder Sprachlauten. Das Ergebnis könnte man als eine Menge von «kleinstmöglichen Aussagen» bezeichnen. Fachleute verwenden dafür den Begriff «Proposition». Ein Text, den wir verstanden haben, besteht aus vielen solchen Propositionen.

Ähnliches geschieht auf der rechten Seite, hier aber in bildlicher Form. Auch die bildlichen Repräsentationen verstehen wir erst, wenn wir sie durch Vorwissen mit Bedeutung versehen. Was in unserem Gehirn entsteht, ist aber keine genaue Kopie des Gesehenen. Es ist eher eine vage, schemenhafte Abbildung. Wir sprechen von einem «mentalen Modell». Schliessen Sie die Augen, und stellen Sie sich die Grafik vor, die wir gerade besprechen. Was Sie erleben, ist Ihr mentales Modell.

Das Grossartige ist nun, dass die Hirnregionen, die für sprachliche und bildliche Verarbeitung zuständig sind, miteinander sprechen können. Wenn Sie ein spannendes Buch lesen, entstehen in Ihrer Vorstellung Bilder – mentale Modelle. Würde man Sie auffordern, diese zu zeichnen, würden Sie auf der rechten Seite der Grafik wieder ins Parterre hinuntergehen.

Man könnte Sie an einer Prüfung aber auch bitten, einen Prozess zu beschreiben, den Sie sich als Grafik eingeprägt haben. Dann inspizieren Sie mit dem geistigen Auge Ihr mentales Modell, übersetzen es in Propositionen und diese wiederum in Text. Sie gehen also auf der linken Seite ins Parterre.  

Variante 2:

Eine Audio-Führung durch die Grafik:

3. Audio schafft Platz

Sprechtext spart Fliesstext – und schafft damit Platz für Informationen in Bildform.

Das nutzen wir zum Beispiel bei Kapitelübersichten. Der Sprecher resp. die Sprecherin erklärt, wie das weitere Vorgehen ist und mit welchem Kapitel gestartet werden soll. Diese Information wird nur mitgegeben, wenn man zum ersten Mal auf die Kapitelübersicht kommt.

Somedia Learning Blog WBT Flughafen Zürich

Kapitelübersicht in einer Sicherheitsschulung des Flughafens Zürich

4. Mehr Modulation

Profi-Sprecherinnen und -Sprecher sind geübt darin, auf genaue Anweisung hin bestimmte Dinge in einem Text zu betonen. Sie übermitteln damit auf natürliche Weise das, was wir in schriftlichen Texten durch Formatierungen erreichen.

Ein Beispiel:

Somedia Learning Blog Audio im E-Learning Sprecherin

Anweisungen an den/die Sprecher:in

5. Sprecher:innen schaffen Nähe

Gute Profi-Sprecherinnen und -Sprecher können dem Text eine persönliche Note geben. Mitunter kommen auch Personen aus dem Arbeitsumfeld des Zielpublikums zu Wort. Die unmittelbare Reaktion: «Ah ja, die Stimme kenne ich!»

Auch Emotionen wie Überraschung oder Freude lassen sich mit Tonspuren überzeugender vermitteln:

6. Audio bringt Abwechslung

Wir haben es schon in der Einleitung erwähnt: Audio bringt Abwechslung ins Lernangebot.

Sofern bestimmte Fehler vermieden werden (auf diese kommen wir im nächsten Blogbeitrag zu sprechen), kann das die Attraktivität des Lernmediums und damit die Motivation steigern.

Vertonen wir einfach das ganze WBT – oder doch nicht?

Audios in WBTs haben viele Vorteile – von der Bindung der Aufmerksamkeit über die Entlastung des visuellen Kanals bis hin zur Schaffung von Raum für Informationen in Bildform. Bedeutet das also, dass möglichst das ganze WBT vertont werden soll?

Nein. Denn wie jede Technik birgt auch der Einsatz von Audios gewisse Tücken.

Im nächsten Beitrag widmen wir uns den Sünden bei der Verwendung von Audios und zeigen, wie Sie das volle Potenzial von Audios in WBTs ausschöpfen können. Und wir werden beleuchten, wieso KI-Stimmen (noch) nicht uneingeschränkt für Lernangebote zu empfehlen sind.

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