Mit Videos lernen – das macht Sinn
Jede Minute werden auf YouTube ca. 500 Stunden Videomaterial hochgeladen, jeden Tag werden über 1 Milliarde Stunden an YouTube Videos angesehen und jedes Jahr wachsen «How-to»-Suchanfragen auf YouTube um 70 Prozent. Das am meisten gesehene Video ist «Baby Shark» und hat bis heute 11'471'443'895 Aufrufe und über 37 Millionen Likes. Videos kommen an – und das nicht nur in der Freizeit. Auch im Bereich der Bildung werden häufig Videos eingesetzt. Wieso das Sinn macht und wie wir Videos im E-Learning verwenden, erfahren Sie in diesem Blogbeitrag.
- Autorin
- Simone Pauli
- Lesedauer
- 6 Minuten
- Thema
- Einsatz von Videos
Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte, ein Video mehr als 1000 Bilder
Stimmt das? Ja, denn mittels Videos können komplexe Vorgänge in einer Geschichte veranschaulicht und vertont werden. Wieso das mehr sagt als 1000 Bilder? Weil unser Gehirn die Kombination aus Bild, Ton, Bewegung und Geschichte superspannend findet:
- Visuelle Informationen werden gegenüber reinem Text rund 60’000-mal schneller verarbeitet (Quelle).
- Informationen kombiniert mit Bildern bleiben 6-mal besser im Gedächtnis haften, als wenn wir bloss Texte lesen (Quelle).
- Bewegt sich etwas, sind wir automatisch aufmerksamer – und Aufmerksamkeit beeinflusst die Lernleistung massgeblich. Eine hohe Aufmerksamkeit steht mit einer erhöhten Lernleistung in Zusammenhang.
- Durch die Verknüpfung von Information und Emotion werden weitere Teile unseres Gehirns aktiviert. Heisst in Zahlen: Wir erinnern uns 22-mal besser an eine Information, wenn sie in eine Geschichte eingebettet wurde (Quelle).
Videos haben verschiedene lernförderliche Komponenten: kognitive, motivationale und emotionale. Videos unterhalten und informieren zugleich und die Informationen sind schneller und bleiben länger im Gedächtnis – Jackpot!
Videos in Lernszenarien einsetzen
Als E-Learning Agentur stehen wir oft vor der Herausforderung, eine Grosse Menge an Lerninhalten möglichst knackig, aber trotzdem sinnvoll zu vermitteln. Die Lösung: Ein Video? Ganz so einfach ist es dann doch auch nicht. Erstens ist das Produzieren eines Videos aufwändig und somit teuer und zweitens kann der Informationsgehalt eines Videos nicht beliebig gross sein.
Ein Video, das Informationen vermittelt, sollte nicht zu lange sein, denn gemäss einer Studie von Microsoft liegt unsere durchschnittliche Aufmerksamkeitsspanne aktuell bei 8 Sekunden. Zum Vergleich: Die eines Goldfisches liegt bei 9 Sekunden. Unsere Faustregel: Ein Video, das Teil eines Online-Trainings ist, sollte nicht länger als 2 bis 3 Minuten dauern.
Natürlich können Informationen auch über längere Videos vermittelt werden, wie unzählige Dokumentarfilme beweisen. Man denke aber auch an deren Budget und an das Budget, das für die Erstellung von Lernmedien zur Verfügung steht. Wie auch immer: Videos sollten gezielt eingesetzt werden. Wir setzen Bewegtbilder in unseren Online-Trainings wie folgt ein:
1. Videos als Starthilfe
Beim Lernen ist es ähnlich wie beim Joggen im November: Sobald man sich überwunden hat, ist der Rest ein Kinderspiel. Und so versuchen wir den User:innen bei einem Online-Training den Einstieg in ein Thema so einfach und attraktiv wie möglich zu gestalten – das funktioniert mit einem Video hervorragend. Sinnvollerweise nimmt dieses bereits den roten Faden auf, der anschliessend durch das ganze Lernprogramm gezogen wird, unterstreicht die Relevanz des Themas, teasert die verschiedenen Lerninhalte an und macht «gluschtig» auf den Rest. Diese Variante verwenden wir häufig. Die Videos sind kurz und dauern oft nur etwa 30 Sekunden.
2. Videos für den extra Schuss Glaubwürdigkeit
Lerninhalte mit einem Video zu unterstützen, sorgt für eine höhere Akzeptanz bei den User:innen. Dabei unterstreichen Videos ein Thema oder geben ihm eine Stimme, wie zum Beispiel das Interview mit Nicola Spirig in der Sporthilfe-Toolbox. Sie wird dabei nicht nur als Expertin in einem Textabschnitt erwähnt oder zitiert, sondern spricht in Person zu den User:innen. Aber nicht nur Expertinnen kommen in diesem Projekt zu Wort, sondern auch Nachwuchsathleten, welche von der Sporthilfe-Patenschaft profitieren:
Solche kurzen Videobotschaften steigern die Glaubwürdigkeit des gesamten Inhaltes – wir Menschen glauben nämlich oft nur das, was wir sehen und nicht das, was wir lesen.
Auch ein CEO, der sich für ein Thema einsetzt und zu Beginn eines Trainings die Relevanz unterstreicht, bietet einen grossen Mehrwert für ein Online-Training. Ein solches Video durften wir für Emmi zum Thema «Resilienz» umsetzen.
3. Videos, damit jeder Handgriff sitzt
Videos eignen sich gut, um Abläufe oder Prozesse zu erklären. Anstatt einen Ablauf anhand einer geschriebenen Anleitung zu erklären (wer schon einmal IKEA-Möbel zusammengesetzt hat, der weiss, dass das nicht immer so einfach ist), sehen die User:innen Schritt für Schritt, welcher Handgriff wann und wie erledigt werden muss. Ist etwas unklar, kann das Video gestoppt und der entsprechende Teil wiederholt werden. Das ist nicht nur ein Vorteil fürs Zusammenbauen von Regal Billy oder vom Schrank Pax, sondern auch für das Bedienen von Software, die Anwendung von Produkten oder das Verdeutlichen eines Ablaufs. Dieses Beispiel zeigt, wie die stabile Seitenlage durchzuführen ist, nachdem den User:innen die Erklärungen in Text und Bildern vermittelt wurde:
4. Videos als Rahmengeschichte
Videos eignen sich – je nach Thema – gut als Gerüst für ein Lernprogramm. Anhand einer Geschichte wird auf möglichst natürliche Art und Weise von Thema zu Thema übergeleitet. Bei Schlüsselszenen, die weiterer Ausführungen bedürfen, hält das Video an: Die User:innen erhalten Zusatzinformationen, lösen eine Aufgabe oder entscheiden selbst, wie es im Video weitergehen soll. Es entsteht ein interaktives Video, die User:innen sind mittendrin statt nur dabei.
Beispiele finden sich in diesem WBT, das wir für die Flughafen Zürich AG zum Thema «Verhalten im Notfall» erstellen durften:
5. Videos zur Schaffung von Identifikation
Studien zeigen, dass die Leistung von Mitarbeitenden stark von deren Identifikation mit dem Arbeitgeber abhängt: Jene, die sich stark mit ihrem Arbeitgeber identifizieren, leisten mehr und zeigen weniger negatives Fehlverhalten. Gestärkt werden kann diese Identifikation u. a. über Personen, die im Unternehmen arbeiten, z. B. über Vorgesetzte. Das Identifizieren mit dem Arbeitgeber findet vor allem in der Anfangszeit statt.
Viele Unternehmen setzen beim Onboarding-Prozess – nicht zuletzt aufgrund der Corona-Pandemie – auf E-Learning. Das macht Sinn, denn so kann das Unternehmen mit seinen Abläufen und Systemen auf einfache Art und Weise vorgestellt werden. Um Einblicke in ein Unternehmen zu geben, sind Videos geradezu prädestiniert. So können z. B. der CEO, Bereichsverantwortliche oder andere Mitarbeitende die Neuankömmlinge persönlich begrüssen, Systeme, Abläufe, Tools und Co. erklären und durch die Räumlichkeiten des Unternehmens führen.
Die Genossenschaft Migros Zürich hat seit diesem Jahr ein Onboarding im Einsatz, das auch Videos beinhaltet. Einen Einblick erhalten Sie hier.
6. Videos als Stand-alone
Wir setzen Videos nicht nur als Teil von Online-Trainings ein, sondern oft auch als eigenständige Lernmassnahme. Das eignet sich besonders gut, wenn wenig Informationen attraktiv vermittelt werden sollen und Neuerungen, Prozesse oder Dienstleistungen erklärt werden sollen. Die Themen sind vielfältig und wir durften schon diverse Inhalte umsetzen, z. B.:
- Informationen über Hygiene-Vorschriften in den Betrieben der Chocolat Frey, der Delica und der Midor.
- Eine Einführung in die wichtigsten Funktionen des neuen Prozessmanagementsystems, das die Genossenschaft Migros Zürich eingeführt hat.
- Die Vorstellung der Lernwelt des Kantons Zürichs.
- Eine Einführung in die neue Arbeitswelt für Mitarbeitende des Migros-Genossenschafts-Bundes.
Auch für den Eigenbedarf haben wir schon Videos erstellt. So zum Beispiel über den Produktionsprozess für digitale Lernmedien.
Beim Lernen unterstützen
Das Fazit: Menschen lieben Videos. Der Mix aus bewegtem Bild, Ton und Text fesselt und lockert jedes noch so trockene Thema auf. Videos ziehen die Aufmerksamkeit auf sich und sprechen verschiedene Sinne an – so bleiben die Inhalte einfacher und länger im Gedächtnis. Ob als Einstieg oder Snack für Zwischendurch, Videos funktionieren auch in (unseren) digitalen Lernszenarien.
Wie ist der Produktionsprozess eines Videos? Auf was müssen unsere Autoren und Autorinnen beim Texten des Inhalts achten? Wie gehen unsere Grafiker:innen bei der Umsetzung vor? Diese und weitere Fragen beantworten wir in einem der kommenden Beiträgen. Stay tuned!
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