Articulate Rise um «Mighty» erweitern?

Articulate Rise 360 ist ein webbasiertes Autorentool aus dem Hause Articulate. Aus einer Bibliothek können vorgefertigte Blöcke (Text, Bilder, Akkordeons, Tabs und viele mehr) eingefügt und mit Inhalt befüllt werden. Wer mit Rise arbeitet, weiss: Die Gestaltungsmöglichkeiten sind eingeschränkt. Die Punkte einer Bulletpoint-Liste umfärben? Standardmässig nicht möglich. Farbverläufe als Hintergrund wählen? Fehlanzeige. Abhilfe für diese und weitere Einschränkungen verspricht die Erweiterung «Mighty». Ich habe sie getestet und berichte in diesem Beitrag über Möglichkeiten und Grenzen.

Autorin: Simone Pauli; Senior Beraterin, Projektleiterin, Mitglied der Geschäftsleitung
Datum: 26. April 2024
Lesedauer: 4 Minuten

Wer oder was ist Mighty?

Mighty ist eine Chrome-Erweiterung. Wer diese Erweiterung installiert, erhält mehr Zusatzoptionen in Articulate Rise. Praktischerweise werden alle Neuheiten lila angezeigt und sind so auf den ersten Blick sichtbar.

Mighty: Zusätzliche Optionen und Funktionen sind lila gekennzeichnet.

Zusätzlich verfügbar: «Blocks» und «Mods»

Dank Mighty sind in der Block Library zusätzliche Blöcke (Mighty Blocks, links) und Gestaltungsmöglichkeiten (Mighty Mods, rechts) verfügbar.

Bildquelle

Mighty Blocks

Mighty bringt vier zusätzliche Blöcke ins Spiel:

1. Hotspot-Fragen

Mighty Block «Hotspot Question»

Alle Bereiche wurden korrekt markiert.

Der Block erinnert an den standardmässig vorhandenen Block «Labeled graphic». Es ist auch mit dem Standard-Rise-Block und ein bisschen Kreativität möglich, eine Hotspot-Frage zu stellen:

Labeled graphic als Hotspot-Frage

Viel Neues wirft Mighty damit nicht in die Waagschale, einzig eine Auswertung am Ende ist bei der Labeled grafic nicht möglich.

Mein Fazit: Nice to have. Ich finde den Block eine coole zusätzliche Möglichkeit, die Lernenden zum Mitdenken anzuregen. Mit dem vorhandenen Block «Labeled graphic» ist das aber schon heute möglich. Zusätzlicher Wehrmutstropfen: Die Hotspot Question steht nur in Inhaltslektionen zur Verfügung, in einem bewerteten Quiz kann dieser Block nicht eingesetzt werden.

2. Freitext-Fragen

Ein neuer, einzigartiger Block ist die Freitext-Frage. Die Lernenden können auf eine Frage eine Textantwort eingeben:

Mighty Block «Reflection»

Einstellungen

Es können eine oder mehrere Fragen gestellt werden. Die Antwort kann als PDF heruntergeladen (pro Block wird ein PDF generiert) und/oder via SCORM 2004 über eine Lernplattform (LMS) ausgewertet werden.

Mein Fazit: Must have. Dieser Block bietet eine coole Möglichkeit, die Lernenden zum aktiven Mitmachen und zur Selbstreflexion anzuregen. Werden die Antworten über das LMS gesammelt, kann man als Verantwortliche:r wertvolle Einblicke gewinnen. Etwas schade ist, dass man als Lernende:r nicht alle Antworten gesammelt in einem PDF downloaden kann, sondern mehrere Dateien hat.

3. Transitions

Mighty bringt Formen und Farben ins Spiel: Dank dem Block «Transitions» können Übergänge zwischen Blöcken unterschiedlich gestaltet werden:

Vergleich Rise-Standard-Kapitel vs. mit Mighty Transitions gestaltetes Kapitel

Die Herausforderung: Beim Einsatz von Transitions sollte man darauf achten, dass man nicht zu viele verschiedene Übergänge, Formen und Farben einsetzt. Ansonsten wird das Layout schnell unruhig – was die Lernenden mitunter vom Inhalt ablenkt.

Mein Fazit: Nice to have. Mir gefallen die gewellten Übergänge und der mal etwas andere Look von Rise. Die Anzahl sinnvoller Optionen hält sich aber in Grenzen, und ich kann mir gut vorstellen, dass man immer nur auf dieselben ein, zwei Übergänge zurückgreift. Daher: Nice to have, aber es geht auch ohne.

4. Interactive Html

Über diesen Block können interaktive Html-, CSS- und Javascript-Dateien in Rise eingebunden werden.

Vergleich Rise-Standard-Kapitel vs. mit Mighty Transitions gestaltetes Kapitel

Mighty Mods

Mit Mighty Mods können Farben angepasst werden. So kann zum Beispiel bei allen Blöcken ein Verlauf als Hintergrund ausgewählt werden:

Mighty Mods: Farbverlauf als Hintergrund

Der Mehrwert dieser Option hält sich meines Erachtens in Grenzen. Mehr Begeisterung weckt die Möglichkeit, Listen anzupassen, zum Beispiel die Farbe und die Grösse der Bulletpoint-Listen oder bei nummerierten Listen die Nummern:

Liste Standard, Template-Farbe rot

Farbe und Grösse der Bulletpoints können angepasst werden

Bei nummerierten Listen können zusätzliche Varianten gewählt werden

Es gibt noch einige weitere Blöcke, bei denen kleinere Anpassungen vorgenommen werden können – zum Beispiel kann beim Szenario die Person immer ausgeblendet werden. Die Möglichkeiten sind aus meiner Sicht okay, aber nicht weltverändernd.

Mein Fazit: Nice to have – die Anpassungsmöglichkeiten bei Listen bieten aus meiner Sicht den grössten Mehrwert.

Mighty, du hast noch Potenzial …

Abgesehen von den – mehr und weniger wertvollen – zusätzlichen Funktionen von Mighty bringt es auch einige Nachteile mit sich. Drei stechen für mich besonders heraus:

1. Teamwork? Leider nein

Wir arbeiten im Team. Ist jemand in den Ferien oder krank, übernimmt eine andere Person das Projekt. Das Problem mit Mighty: Nur wer die Erweiterung im Browser hat, kann sie auch nutzen.

Arbeitet jemand anderes aus dem Team an meinem mit Mighty-Blöcken bereicherten Kurs, funktioniert das nicht. Es geht auch dann nicht, wenn sich die Person mit meiner Lizenz einloggt (was zwar logisch, aber dennoch unpraktisch ist).

Nur wer die Erweiterung installiert hat, kann Blöcke bearbeiten

2. Zusammenarbeit mit Kundinnen und Kunden

Das gilt nicht nur Team-intern, sondern auch bei der Zusammenarbeit mit Kundinnen und Kunden. Wenn wir Kurse mit Mighty erstellen und unsere Kundinnen und Kunden Inhalte selbst anpassen möchten, benötigen sie die Erweiterung ebenfalls. Und sie benötigen sie auch dann, wenn sie lediglich Standard-Blöcke anpassen möchten – denn der Kurs kann ohne Mighty-Lizenz nicht mehr publiziert werden. Statt der Mighty-Blöcke erscheinen in der Publikation Platzhalter.

Zudem ist Mighty erst als Betaversion und nur für Chrome verfügbar. Edge und Safari sollen gemäss den Entwickler:innen noch dazukommen. (Wieso sie für Safari eine Erweiterung machen, obwohl Articulate auf Mac standardmässig nicht nutzbar ist, weiss ich nicht.) Wer Chrome nicht nutzen kann, kann auch Mighty nicht nutzen.

Nur wer die Erweiterung hat, kann Kurse publizieren

3. Die Usability leidet

Eine grosse Stärke von Rise ist dessen Einfachheit: Man kann schnell und einfach Kurse erstellen, ohne sich um Firlefanz kümmern zu müssen. Mighty bringt wieder Firlefanz ins Spiel – und damit auch Komplexität. Das betrifft einerseits die Gestaltungsmöglichkeiten und andererseits die Usability: Was finde ich wo? Was kann – und muss – ich alles anpassen? Man braucht einen Moment, um sich zurecht zu finden. Und man darf das Ziel nicht aus den Augen verlieren: Die didaktisch sinnvolle, digitale Wissensvermittlung.

Mein Fazit

Mighty bietet zusätzliche Blöcke und ermöglicht es, Articulate Rise ohne CSS-Anpassungen einen neuen Look zu verleihen. Besonders die Freitext-Eingabe, Übergänge und Listenanpassungen sind nennenswert. Doch ist der Preis gerechtfertigt? Die Testversion ist kostenlos (30 Tage), danach kostet die Erweiterung stolze 337$/Person/Jahr oder 47$/Person/Monat. Im Vergleich dazu kostet eine Articulate-Team-Lizenz pro Jahr CHF 1320.

Als E-Learning-Agentur schätzen wir den Mehrwert, den Mighty bei der Kursgestaltung bietet. Allerdings erfordert die Nutzung von Mighty für Kundenanpassungen und die Veröffentlichung der Kurse zwingend eine Lizenz (und Google Chrome).

Ich setze lieber auf die Entwickler:innen von Articulate statt auf Mighty. Auch sie bringen immer wieder neue Features heraus. Bald soll eine KI-Integration folgen – und ich hoffe auf eine Freitext-Frage!

Was auch immer kommen mag: Wir halten Sie auf jeden Fall auf dem Laufenden.

Setzen auch Sie auf E-Learning aus der Schweiz!

Haben Sie Fragen zu Mighty oder Articulate Rise? Haben Sie Interesse an einer Schulung oder einem Coaching? Ich helfe Ihnen gerne weiter!

Melden Sie sich unverbindlich bei mir, ich freue mich auf Ihre Nachricht.

Simone Pauli

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