Articulate 360: Das kann der AI-Assistant (nicht)

Seit September sind die lange ersehnten KI-Features von Articulate 360 verfügbar. Der Assistant verspricht, die Entwicklung von E-Learning-Inhalten mit Articulate Storyline und Articulate Rise auf das nächste Level zu heben. Stimmt das? Welche Funktionen sind verfügbar? Wie nutzt man den AI-Assistant? Wie gut sind die Ergebnisse – und wo liegen seine Grenzen? Wir haben den Assistenten für Sie getestet und teilen unsere Eindrücke mit Ihnen. 

somedia learning samira baumann

Autorin: Samira Baumann; Konzepterin, Autorin, Projektleiterin
Datum: 4. Oktober 2024
Lesedauer: 4 Minuten

Samira, du hast die neuen Funktionen getestet. Verrate uns: Was kann der AI-Assistant alles?

Er kann diverses. Am meisten begeistert mich die Textbearbeitung. Der AI-Assistant kann einerseits selbst Texte formulieren und andererseits bestehende Texte bearbeiten. Dazu bietet Articulate eine Palette an vorgefertigten Befehlen – man kann aber auch selbst einen Befehl eintippen.

Blog Somedia Learning Articulate AI Textbearbeitung

Natürlich fehlt auch die Bilderstellung nicht. Mit dem AI-Assistant kann man Bilder in verschiedensten Stilen erstellen lassen.

Nicht immer sind die Resultate brauchbar, mehr dazu weiter unten.

Zuletzt möchte ich auch erwähnen, dass der AI-Assistant Abschlussquizze und Zusammenfassungen erstellen kann. Dabei passt er die Inhalte auf die im Lernprogramm behandelten Themen an.  

Sind in Rise und Storyline dieselben Funktionen verfügbar?

Die meisten sind identisch – oben habe ich nur Funktionen aufgezählt, die beiden Tools gemeinsam sind. Es gibt aber natürlich auch Unterschiede:

  • In Rise ist der AI-Assistant mit der Blockbearbeitung sehr stark. Er kann Blöcke erstellen – dazu gibt man ein Thema vor und wählt einen Block aus – und bestehende Blöcke umwandeln. Da Storyline nicht mit Blöcken arbeitet, gibt es diese Funktionen nicht.
  • In Storyline hat man die Möglichkeit, Klangeffekte erzeugen lassen. Zudem hat Articulate die bestehende Funktion, Texte vorlesen zu lassen, massiv erweitert. Neu hat man die Wahl aus unzähligen Stimmen, wobei jede Stimme jede Sprache vorlesen kann.
Blog Somedia Learning Articulate AI Klangeffekte

Wie gut funktioniert der AI-Assistant in der Praxis? Konntest du durch die neuen Funktionen tatsächlich Zeit sparen und/oder die Qualität der Inhalte verbessern?

Bisher habe ich noch zu wenig Anwendungen gehabt, sodass ich dazu noch keine qualifizierte Aussage machen kann. Ich habe aber den Eindruck, dass man mit etwas Übung insbesondere beim Ausformulieren von Texten Zeit einsparen kann. Ich kann beispielsweise einen Fachtext einfügen und ihn mit wenigen Klicks kürzen und vereinfachen lassen. Dann lese ich ihn noch einmal durch und schon habe ich ein Resultat, das sich zeigen lässt. Das dauert definitiv weniger lang, als wenn man alles selbst umformulieren würde. 

Bei Rise sehe ich zudem viel Potenzial in der Blockerstellung und -konvertierung. Auch hier kann ich mit einigen Klicks eine gute Grundlage erstellen. Mit etwas Feinschliff bei den Übergängen zwischen den Blocks und den Lektionen kann ich auch hier zügig gute Resultate hervorbringen.

Der AI-Assistant erstellt also praktisch im Alleingang ein gutes web-based Training?

Soweit würde ich nicht gehen. Wenn ich dem AI-Assistant klar sage, was er tun soll – z. B. einen bestehenden Text kürzen oder einen Text zu einem bestimmten Thema erfassen – dann macht er das ziemlich gut. Ohne meine Anweisungen macht er aber nichts. Er macht auch keine Vorschläge, was seiner Meinung nach in meinem WBT noch fehlt oder gekürzt werden könnte. Somit dient der AI-Assistant aus meiner Sicht klar als ein Werkzeug, das wir zur Verfügung haben, und nicht als Ersatz für Autorinnen und Autoren.

Bei der Blockerstellung in Rise ist auffällig, dass der Assistant keine kreativen Inhalte liefert und auch keine passenden Übergänge zwischen den Blöcken erstellt. Zudem muss ich ihm bei jedem Block vorgeben, welches Thema er darin behandeln soll. Ich muss also selbst dafür sorgen, dass sich ein roter Faden durchs Lernprogramm zieht.

Nicht zuletzt möchte ich erwähnen, dass der Assistant durchs Band auf der Text-Ebene bleibt. Er kommt nicht selbst auf die Idee, gestalterische Elemente oder passende Bilder einzufügen. Er kann zwar Bilder generieren, aber nur auf meinen Befehl hin. Und wo ich die Bilder dann platzieren möchte, ist auch mir überlassen.

Apropos Bilder: Wie gut ist die Bildgenerierung?

Bei der Bildgenerierung habe ich gemischte Gefühle. Manchmal überrascht es mich, wie gute Bilder der AI-Assistant produzieren kann. Gleichzeitig kann er auch ohne Probleme einen Menschen ohne Kopf oder eine Tasse mit mehreren Henkeln erzeugen. Da er pro Bildbeschreibung jeweils vier Bildvarianten generiert, sind aber meistens auch brauchbare Bilder dabei.

Wichtig bei der Bildgenerierung ist, dass man die Bildbeschreibungen sorgfältig erstellt. Was sich für mich bewährt hat ist, dass ich mit einer einfachen Beschreibung starte, ein Bild generieren lasse und dann die Beschreibung nach und nach erweitere und anpasse, bis das generierte Bild meinen Wünschen entspricht. Ich habe zudem gemerkt, dass der AI-Assistant Mühe mit deutschen Beschreibungen hat. Deshalb übersetze ich meine Beschreibung immer ins Englische.

Wo kommt der AI-Assistant noch an seine Grenzen? 

Die meisten habe ich bereits genannt. Es fehlt dem AI-Assistant das übergeordnete Verständnis des grossen Ganzen, deshalb muss man ihm Stück für Stück sagen, was als nächstes zu tun ist. Ausserdem bringt er keine mediendidaktischen Ideen mit ein und ist überhaupt nicht kreativ. Auf Befehl kann er zwar Analogien und Beispiele erzeugen, aber hier muss ich als Autorin selbst mitdenken und ihm aktiv sagen, was er tun soll. Auch bei der Gestaltung lässt er wie bereits erwähnt zu wünschen übrig.

Wie sieht es mit dem Thema Datenschutz aus? 

Beim AI-Assistant spannt Articulate mit OpenAI und Elevenlabs zusammen. Weder OpenAi noch Elevenlabs benutzen die eingegebenen Daten, um ihre künstliche Intelligenz zu trainieren. Ich muss also keine Angst haben, dass meine Daten irgendwo anders wieder auftauchen.

Wenn ich einen Befehl eingebe, werden meine Daten zudem nur so lange gespeichert, wie es für das Bearbeiten der Daten nötig ist. Danach werden sie gelöscht.

Nimmt der AI-Assistant auf Urheberrechte Rücksicht?

Leider nein. Articulate garantiert nicht dafür, dass Urheber- und Lizenzrechte von anderen eingehalten werden und weist darauf hin, dass bei der Benutzung von AI Rechte anderer verletzt werden können.

Ich persönlich sehe bei der Textbearbeitung  kaum Probleme, insbesondere wenn man als Ausgangslage das eigene Grundlagenmaterial nutzt. Bei der Bildgenerierung ist es aber möglich, dass die AI Rechte anderer verletzt, um einen spezifischen Bildstil erzeugen zu können.

Der AI-Assistant ist aktuell für 21 Tage kostenlos verfügbar. Er ist aber nicht automatisch in der Lizenz enthalten. Was kostet er und wie kann man ihn beziehen?

Der AI-Assistant kostet pro Lizenz und pro Jahr zusätzliche CHF 230. Wer mit Teamlizenzen arbeitet, muss alle Lizenzen im Team upgraden.

Wenn Sie noch nicht über eine Articulate Lizenz verfügen, können Sie Lizenzen bei uns beziehen. Auch Upgrades von bereits bestehenden Lizenzen können über uns bezogen werden. Simone Pauli hilft Ihnen bei Interesse gerne weiter.

Wem empfiehlst du den AI-Assitant?

Ich empfehle ihn allen, die regelmässig mit Storyline oder Rise Inhalte erstellen und motiviert sind, sich etwas Zeit zu nehmen, um die Bedienung des AI-Assistant  zu üben. Er kann uns Autor:innen bereits jetzt unter die Arme greifen und wird sich in den nächsten Monaten und Jahren bestimmt noch weiterentwickeln.

Was mache ich, wenn ich noch mehr über die Funktionen erfahren möchte?

In unserer Somedia Academy bieten wir eine Toolschulung zu Articulate Rise an, die wir mit einem Modul über den AI-Assistant  erweitert haben. Dieses Modul kann entweder als Teil der Gesamtschulung oder einzeln bezogen werden.

Zudem bieten wir persönliche Schulungen und spezifische Coachings an, in denen wir Sie gerne in den AI-Assistant  einführen und Ihre Fragen beantworten. Das bieten wir sowohl für Storyline wie auch für Rise an. Wer Interesse hat, kann sich gerne bei mir melden

Wie ist dein Fazit? Braucht es uns als E-Learning-Spezialistinnen und -Spezialisten dank des AI-Assistant von Articulate bald nicht mehr?

Hier mache ich mir gar keine Sorgen. Der AI-Assistant ist aus meiner Sicht ganz klar ein Werkzeug, das nicht selbst denkt und von uns an der Hand genommen werden muss. Er kann uns aber einen Teil der Arbeit erleichtern und uns dadurch Luft verschaffen, uns mehr auf den didaktischen und kreativen Teil zu fokussieren.

Und noch eine letzte Frage: Wenn der AI-Assistant eine eigene Persönlichkeit hätte, wie würdest du ihn oder sie beschreiben? Eher der übermotivierte Praktikant oder die gelassene Spezialistin, die immer eine Lösung parat hat?

Eine lustige Frage – das habe ich mir ehrlich gesagt bisher nicht überlegt. Ich würde ihn – oder sie – eher als eine Persönlichkeit beschreiben, die über viel Wissen verfügt aber ein wenig demotiviert und humorlos ist. Auf demotiviert komme ich, da Inputs oder kreativen Ansätze nur auf Nachfrage kommen.

Übrigens: Als ich den AI-Assistant nach einem Selbstportrait gefragt habe, hat er mir folgendes erstellt:

Articulate AI Selbstportrait

Übrigens zeigen wir Ihnen in unserem neuen Kurs auf der Somedia Academy, wie sie den AI-Assistant von Articulate Rise 360 effektiv einsetzen können, erhalten Tipps & Tricks und Einblicke in Best Practice. Hier geht es zum Kurs.

Haben Sie Fragen zu Articulate 360?

Wir beraten Sie gerne. Sei das für Toolschulungen oder Coachings zu Articulate 360 oder den Kauf der dazugehörigen Lizenzen. 

Melden Sie sich unverbindlich bei mir, ich freue mich auf Ihre Nachricht.

Simone Pauli

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